Die Kaiserschnittnarbe – 2ter Teil
Es soll ja Leute geben, die haben eine rasche, schmerzlose, entzündungsfreie und auch sonst komplikationslose Wund- und Narbenheilung... Freaks.
Es soll ja Leute geben, die haben eine rasche, schmerzlose, entzündungsfreie und auch sonst komplikationslose Wund- und Narbenheilung. Wenn Du nicht bei bisherigen Operationen schon die Erfahrung gemacht hast, dass Du zu dieser speziellen Spezies gehörst, gehen wir einfach mal davon aus, dass Du eher normal bist, und Deine Kaiserschnittnarbe jede Unterstützung bei der Heilung dankend annimmt.
Was kann ich schon vor dem Eingriff tun?
Wenn Du einen Kaiserschnitt planst oder Dein Kind ungewöhnlich liegt und ein Eingriff möglicherweise notwendig ist, kannst Du vorsorglich handeln: beziehe einfach die Haut an der Schnittstelle, ca. ein bis zwei Zentimeter unterhalb des Schamhaaransatzes, in Deine tägliche Ölmassage von Bauch und Busen mit ein. Kleine kreisende Bewegungen mit noch angenehmem Druck können helfen, das Gewebe zu lockern. Wundere Dich übrigens nicht, wenn Du – so wie die meisten Schwangeren – nach dieser Massage sofort auf die Toilette musst.
Wenn die ersten Wehen langsam einsetzen oder am Vorabend Deines Kaiserschnitttermines kannst Du Dein Schamhaar entweder ganz oder im oberen Bereich bis zum Venushügel vor dem Spiegel nass selbst abrasieren (oder Deinen Partner darum bitten, falls Du nicht genug siehst). In jedem Fall finden wir es angenehmer, so vorbereitet zu sein, als von einer fremden Krankenschwester mit einem billigen Einwegrasierer rasiert zu werden…
Autsch – und jetzt?
In den ersten Tagen nach einem Kaiserschnitt übernehmen die Narbenpflege noch die Krankenschwestern oder Hebammen, Du hast vermutlich neben großen Schmerzen ohnehin nur Augen für Dein Baby. Beobachte die Wunde trotzdem auch selbst, um Anzeichen einer Entzündung wie stärkere Schmerzen, Rötungen oder Wundflüssigkeit sofort zu entdecken. Sag einer Hebamme oder Krankenschwester Bescheid, wenn Du eines dieser Anzeichen oder ein Aufgehen der Naht bemerkst. Nutze außerdem die Gelegenheit, nach einer Empfehlung für die Nachbehandlung und Rückbildungsgymnastik in Deinem individuellen Fall zu fragen. Bei sanfter Rückbildungsgymnastik bleibt es übrigens noch länger: erst nach der Sportfreigabe durch den Frauenarzt, normalerweise ca. acht bis zehn Wochen nach dem Eingriff, darfst Du anstrengendere Übungen angehen. Bis Du wieder völlig schmerzfrei bist, dauert es bis zu sechs Monate, und solange darfst Du auch nichts heben, das schwerer als Dein Baby ist. Übrigens ist auch Autofahren für viele Frauen die ersten Wochen nach dem Kaiserschnitt unangenehm, denn die nötigen Bewegungen, zum Beispiel beim Abbiegen oder Rückwärtsfahren, können Schmerzen verursachen.
Narbenpflege – was, wann und wie?
Wenn Deine Narbe nicht mehr krustig ist, kannst Du loslegen. Es ist übrigens normal, dass eine kleine Stelle der Narbe schlechter oder langsamer heilt, als der Rest: das ist die Seite, an der die Fäden verknotet wurden. Wenn mehrere Stellen geschwollen oder stark gerötet sind, kann es sich auch um eingewachsene Haare handeln – sprich Deine Hebamme bei der Nachkontrolle am besten auf alles an, was Dir komisch vorkommt. Auf http://www.caesarean.org.uk/ findest Du einige Bilder von Kaiserschnittnarben frisch nach dem Eingriff und im Verlauf des Heilungsprozesses – ein interessanter Beitrag zum Thema und hilfreich, um zu sehen, was „normal“ ist.
Je nach Deiner individuellen Haut- und Narbensituation gibt es passende Öle, Sprays oder Cremen mit unterschiedlichen Inhaltstoffen wie zum Beispiel Heparin, Zwiebelextrakt oder Silikon. Diese solltest Du mindestens einmal täglich in und um die Narbe einmassieren. Besonders bewährt hat sich hierbei die sogenannte Zipverschluss-Technik, bei der Du je einen Finger ober- und unterhalb der Narbe ansetzt und dann mit leichtem Druck auf die jeweils andere Seite der Narbe schiebst, ähnlich wie die Zähne eines Zipverschlusses ineinander greifen. Ebenfalls hilfreich ist das Längs- und Querstreicheln der Narbe mit einer weichen Babybürste, die ohnehin in jedem Jungfamilienhaushalt vorhanden ist. Durch solche Berührungsreize kannst Du die durchschnittenen Nerven- und Hautstrukturen bei der Regeneration unterstützen und so Taubheitsgefühle, Kribbeln bzw. Schmerzen reduzieren und bleibenden Sensibilitätsstörungen vorbeugen.
Sechs bis neun Wochen nach dem Kaiserschnitt kannst Du vorsichtig festere Berührungsreize um die Narbe herum zum Beispiel mit einem Massageroller, Igelball oder Peelinghandschuh setzen und so die Nervenheilung weiter vorantreiben.
Im nächsten Teil berichten wir, welche korrigierenden oder optisch verbessernden Möglichkeiten die plastische Chirurgie bietet, wenn Deine Kaiserschnittnarbe nicht wunschgemäß verheilt ist. Gerne stehen wir für Deine individuellen Fragen auch in der Rubrik „Frag´ Dr. Apfolterer“ oder unter office@prettymum.at zur Verfügung.